In Dreierbesetzung mit Anselm, Hans und Stefan geht es heute um ein recht untechnisches Thema.
Schaunotizen
- [00:00:15] Content Blocker
- Nachdem mit iOS 9 nun eine sehr zugängliche Möglichkeit geschaffen wurde, schwere Assets auszuknipsen (zum Beispiel Web Fonts oder Werbungen), kommt das Thema vom Ad Blocking bzw. Content Blocking wieder sehr prominent durch. Aktuell zum Beispiel auch bei der Bild, die bei eingeschaltetem Ad Blocker den Zugriff zum Content sperren. Wir betrachten das Thema von verschiedenen Seiten, denken über alternative Businessmodelle nach und stellen uns die Frage: Würden wir für Content zahlen? Und wenn ja, wieviel?
[00:26:22] Keine Schaunotizen
- Khan Coding Style Guides
- Die Ideen der Khan Academy in Sachen Coding. Von allgemeinen Guidelines bis hin zu sehr spezifischen, z.B. für React.
- Code Cartoons
- Die Code Cartoons erklären sehr anschaulich Programmierparadigmen hinter React wie Flux oder Redux.
Kommentare
Chris #
Geschrieben am 8.11.2015 um 00:14
Das große Problem ist, dass diese Seiten kaum Wert auf qualitativ hochwertige Inhalt setzen. Gerade große Verlage schaffen es hier nicht das Potential des Internets zu nutzen und scheuen sich „neue“ Wege zu gehen. Eine Anzeige in der gedruckten Ausgabe hat schon seit anno „sehr lang her“ ihr Dasein und gab schon immer sicher Geld. Wieso nicht online adaptieren?
Leider ist dann auch noch im WWW das Einbinden eines (viiiiiieler) Werbebanners für Seitenbetreiber viel zu einfach (im Print ist es ja auf eine feste Seitengröße begrenzt).
Im Vergleich dazu ist ein payed content-modell zu entwickeln, welches seitenübergreifend funktioniert – niemand hat doch Lust sich auf 10 Seiten ein Konto anzulegen und immer „ja ich will zahlen“ zu klicken – doch ein echter Holzweg.
Nichtsdestotrotz würde ich für gute Inhalte auch Geld geben, wenn es vllt sogar gefordert wird. Werbung, so wie sie meist genutzt wird nervt tierisch und vermiest einem das Lesen.
dogfood #
Geschrieben am 9.11.2015 um 07:58
Ich bin etwas erstaunt gewesen, das bei der Diskussion um Bezahlinhalte nicht ein einziges Mal das Wort „Blendle“ auftauchte – ein, wie ich dachte, bekanntes, niederländisches Startup das etliche prominente deutsche Zeitungen/Verlage hat an Bord nehmen können und wo zu Cent-Beträgen (i.d.R. 20–40 Cent) recht einfach Artikel eingekauft werden können. Das ist das seitenübergreifende Pay-Modell, das im Podcast und im Kommentar eingefordert wurde.
Blendle umgeht das Problem, dass sich die großen Verlage nicht selber zusammentun können und eine gemeinsame Flatrate anbieten können. Entsprechende Gespräche sind den Verlagen vom Kartellamt untersagt worden (siehe Diskussion auf der Republica vor 2-3 Jahren mit Borchert/Wegener/Plöchinger vom SPIEGEL, ZEIT und SZ).
Noch was zu dem Punkt, dass es verblüffend sei, das viele Webentwickler sich scheuen Abos für guten Content abzuschließen. Es ist richtig das einige/viele gut verdienen. Aber wenn ich mir ansehe wieviele Internet-Dienstleister inzwischen für ihre Applikationen alles monatliche Gebühren in dem Bereich von 10 bis 20 Euro haben wollen, dann habe ich als Selbstständiger die Scheu diese abzuschließen, weil ich nicht den „Death by thousands cuts“ sterben möchte. Ich möchte mir nicht zwei Dutzend Subscriptions ans Bein heften, die jede für sich nur 10 Euro kosten, aber in der Summe jeden Monat Hunderte von Euro wegfräsen, während ich als Selbständiger im Laufe eines Jahres komplett unterschiedlichen Einnahmebedingungen unterliege.
Zurück zur Werbung.
Für mich ist das eigentlich erstaunliche an Werbung auf den großen Medienwebsites, dass die Verlage hier keine Schmerzen haben, das ganze Business komplett aus der Hand zu geben und Google/Doubleclick & Co. die Werbung einpflegen lassen, d.h. die Daten *ihrer* Website-Leser rausgeben, statt zu versuchen, hier die Hoheit zu behalten. Ich bin erstaunt über die Schmerzlosigkeit mit der diverseste externe Tracking- und Ad-Dienstleister eingebunden werden und diese dadurch Zugriff auf die Leserschaft bekommen. Wohin das führt, kann man dieser Tage am Ad-Blocker-Blocker-Skandal beim Economist und PageFair sehen (Verbreitung von Malware durch ein Anti-AdBlocker-Skript von PageFair)
Anselm Hannemann #
Geschrieben am 9.11.2015 um 08:08
Naja, ich habe bisher noch nicht viel real von Blendle gehört. Es wird immer als die Erlösung für Verlage angepriesen, ich konnte aber noch keine realen Zahlen lesen und sehe das auch nicht als Lösung an. Denn man muss ja aktiv erstmal zu Blendle gehen und von dort aus dann den Content lesen. Das ist nett, aber in Summe doch nur eine Nischenlösung. Zumindest habe ich noch auf keiner Seite gelesen, dass ich das bei Blendle lesen kann. Das allein finde ich etwas seltsam.
Ja, das kann ich bestens nachvollziehen und finde ich auch sehr krass. Für mich zeigt das auch, dass „centralized services in the cloud“ offensichtlich nicht funktionieren (außer für gaanz große dann wieder), weil es viel zu teuer ist bei kleiner Nutzerbasis. Aber ich frage mich dann eben auch dennoch: Warum ist es okay, für Spotify 10€, für Netflix 10€ usw. pro Monat zu zahlen, nicht aber auch 10€ für Content-Artikel?
Sebastian #
Geschrieben am 10.11.2015 um 23:23
Ich sehe das genauso, es ist bei den Streamingdiensten schon kritisch und kann in Zukunft nicht die Lösung sein das man bei jedem Contentdistributor einzeln ein Abo abschließt. Durch die ganzen Exklusivdeals und Eigenproduktionen im Videostreaming kann man jetzt bereits schnell bei 30-40,- im Monat landen. Das mag aktuell ein akzeptables Modell zum Einstieg in diese Technologie sein, aber auf Lange Sicht empfinde ich das nicht als erstrebenswerte Vision und für Print noch weniger. Hier muss ein irgendwie geartetes Umlagemodell her da sonst bald niemand mehr einen Überblick hat. Im übrigen finde ich solche Modelle generell nur begrenzt gut weil man sich dann immer so gezwungen fühlt noch was zu konsumieren auch wenn man gar keine Zeit/Muße hat oder es vielleicht bei einem anderen Anbieter gerade etwas viel interessanteres gäbe den man aber gerade eben nicht zahlt. Die Lösung habe ich auch nicht, aber entweder ein Micropayment oder aber eine Verwertungsgesellschaft halte ich hier für die besseren Ansätze.
Man sollte dabei aber auch nicht außer Acht lassen das es überhaupt nur soweit gekommen ist weil es maßlos übertrieben wurde. Noch vor einigen Jahren war Werbung keineswegs so störend das man sie dringend entfernen musste, aber wenn es erstmal soweit kommt das ich am iPhone nur noch zwei Zeilen zum lesen habe weil der Rest mit irgendwelchen Overlays zugekleistert ist braucht sich jetzt auch niemand über Content Blocker zu beschweren. Ich glaube aber auch dass das Thema gerade zu hoch gekocht wird. Werbeblocker sind seit Ewigkeiten am Desktop Realität und waren auch nicht der Untergang des Abendlandes, zumal sie ja auch auf iOS erstmal installiert werden müssen. Solange keiner von Haus aus mitkommt glaube ich nicht dass das ein riesiges Problem ist. Es ist vermutlich eine eher spezielle Zielgruppe die nun gezielt in den Appstore geht und Blockkrapps installiert.
Die von euch so oft ins Feld geführten Beispiele von Tageszeitungen können das imho recht einfach lösen. Ich finde das Modell der Zeit hier ganz gut. Dort ist es so das alle Artikel irgendwann online verfügbar sind, aber sofort gibt es nur eine selektive Auswahl. Der Rest ist zunächst nur im kostenpflichtigen eMagazin zu lesen und kommt dann zu einem späteren Zeitpunkt auf die Website. Das setzt aber voraus das es gut konsumierbare eMagazine zu einem vernünftigen Preis gibt. Die Zeit macht das ganz vorbildlich und passt das Magazin sehr schön z.B. aufs iPad und den Kindle an, die FAZ ist hingegen eine mittlere Katastrophe gewesen als ich sie zuletzt probiert habe weil sie einfach nur ein PDF rausgehauen haben.
Anselms Vergleich mit seiner nicht kostendeckenden WDRL hinkt für mich, denn solche Dinge dienen schließlich auch der Selbstvermarktung und steigern den eigenen Marktwert sowie das Interesse an der eigenen Person und das sollte man natürlich ebenfalls in so eine Rechnung mit einbeziehen.
Anselm Hannemann #
Geschrieben am 1.12.2015 um 08:32
Entschuldige bitte, ich möchte dir jetzt nicht zu nahe treten, aber ich würde nicht behaupten, dass der Aufwand, so etwas wie die WDRL zu verfassen, auch nur ansatzweise in irgendeiner Relation steht zu dem, was ich davon als Nutzen habe. Die Rechnung dazu ist einfach. Ich stecke jeden Monat aktuell an Arbeitskraft (abgezogen der Spenden) rund 1600€ Arbeit da rein. Direkt habe ich bisher 2 Projektanfragen gehabt, die darüber reinkamen – aus keinem der beiden wurde etwas. Ich bezweifle, dass die „Wertsteigerung meiner Person“ durch solch ein Projekt direkt auf meine Kunden Einfluss hat, vor allem aber konnte ich wie schon gesagt, nicht feststellen, dadurch auch nur irgendeinen Auftrag zu gewinnen. Dann sind 1600€ schon irgendwie gar nicht so wenig Geld für ein bisschen „Eigenwerbung“.
Beim Rest gebe ich dir aber völlig recht.
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